Die wirksamsten neuen Medikamente gegen schwere Krankheiten wie Krebs oder Mukoviszidose sind überall in der EU zugelassen. Aber sie sind längst nicht überall in der EU verfügbar: Warum die Pharmaindustrie arme gegen reiche Länder ausspielen kann, was Deutschland damit zu tun hat – und wie ein dreijähriges Mädchen aus Litauen darunter leidet.
In Deutschland bekommen zwei von drei Kindern eine Zahnspange. Grundsätzlich bezahlen die die Krankenkassen für Kinder bis 18 Jahre, sofern eine bestimmte Fehlstellung zuvor diagnostiziert wurde. Dennoch werden Eltern in den meisten Fällen teurere Selbstzahler-Brackets empfohlen mit dem Hinweis, dass die von den Krankenkassen finanzierten Zahnspangen unzureichend seien.
Der Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, Jens Aberle, macht sich dafür stark, dass die Abnehm-Spritze Wegovy von den Krankenkassen bezahlt wird. Gleichzeitig steht er seit Jahren auf der Payroll des Spritzenherstellers Novo Nordisk. Wie viel Geld er von der Pharmafirma erhalten hat, will Aberle nicht verraten. Ärzte warnen, dass die Abnehmspritze auch gefährliche Nebenwirkungen haben kann. Und wer sie absetzt, nimmt wieder zu.
Apotheker können mit einem einzigen Chemotherapie-Beutel tausend Euro nebenher verdienen. Nach Recherchen von NDR, WDR und SZ zeigen interne Listen von Pharmahändlern erstmals die enormen Verdienstmöglichkeiten. Den Krankenversicherten gehen dadurch jedes Jahr 500 Millionen verloren.
Die bisherigen Corona-Impfstoff-Bestellungen haben 13,1 Milliarden Euro gekostet, das hat der Bund erstmals eingeräumt. BioNTech/Pfizer und Moderna hatten die Preise 2021 um rund 50 Prozent erhöht, wie aus Dokumenten hervorgeht, die NDR, WDR und SZ einsehen konnten.
Mehr als sechs Milliarden Euro haben die Krankenkassen und das Gesundheitsministerium in der Pandemie für Corona-PCR-Tests ausgegeben. Doch während PCR-Tests auf Influenza, RSV oder andere Erreger mit 19,90 Euro vergütet werden, setzte die Ärzte-Lobby anfangs einen Preis von 59,00 Euro pro Test durch - angeblich weil allein schon die Reagenzien mehr als 20 Euro pro Test kosteten. Tatsächlich lagen die Einkaufspreise aber deutlich niedriger, laut verschiedenen Herstellern bei 3-7 Euro pro Test. Doch überprüft hat das Gesundheitsministerium von Jens Spahn die tatsächlichen Kosten nie. Die Geschichte eine Milliarden-Verschwendung.
Die Labormediziner haben die Gesetze über PCR-Tests beeinflusst - und während der Pandemie Milliarden verdient. WDR, NDR und SZ haben mehr als tausend Seiten interner Ministeriumsunterlagen ausgewertet. Ein Lehrstück über den Lobbyismus des Vereins Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) während der Pandemie.
Die Kontrollen der Corona-Testzentren erweisen sich weiterhin als unzureichend. Ermittler der Polizei gehen nach Informationen von NDR, WDR und SZ bei Bürgertests bundesweit von einem Schaden von mehr als einer Milliarde Euro aus. Jüngster Fall: Ein Testzentrum in Köln, das zum Firmenimperium des Multimillionär Franz-Josef Wernze gehört, meldete täglich zehn mal mehr Tests, als wir vor Ort gezählt haben.
An der Qualität der Schnelltest-Zentren in Deutschland gibt es neue Zweifel: Nach Recherchen von NDR, WDR und SZ gibt es Teststellen, die unter mehreren tausend Tests keinen einzigen positiven Fall finden. Virologen wie Christian Drosten halten das für „nicht plausibel“.
Die Pandemie ist für alle eine schwere Zeit. Für alle? Nein. Wir haben einige entdeckt, für die es eine ganz hervorragende Zeit ist - zum Geldverdienen. Ein Film über die Profiteure der Pandemie. Und über Jens Spahn.
Im Jahr 2020 haben die Kliniken von den Krankenkassen mehr als 680 Millionen Euro für den Aufbau neuer Intensivbetten bekommen. Für jedes neu angeschaffte Bett erhielten die Kliniken 50.000 Euro. Ein gutes Geschäft. Insgesamt müsste es also mehr als 13.000 neue Intensivbetten geben. Nach Recherchen von WDR, NDR und SZ wurden die meisten dieser Betten aber gar nicht aufgebaut, sondern stehen im Lager. Und es fehlt an Pflegepersonal, die Betten zu betreiben.
Fast alle Testcenter rechnen nach Recherchen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" beim Bund als Einkaufspreis den Höchstbetrag von knapp sechs Euro für einen Schnelltest ab. Das Seltsame ist: Bei Aldi oder Lidl gibt es die Tests bereits für zwei Euro zu kaufen. Doch in der Branche kursieren "Provisionsverträge", bei denen es für hohe Einkaufspreise anschliessend Kick-Backs gibt. Die hohen Einkaufspreise braucht man aber als Beleg, um hohe Kosten beim Staat abrechnen zu können.
Testbus der Firma MediCan in Köln: Mit versteckter Kamera zählen wir hier 80 Personen, die sich kostenlos testen lassen. Ans Ministerium meldet die Firma für diesen Tag an diesem Standort aber 977 Bürgertests.
Ärzte, Apotheker und Amateure haben seit März 2021 eine neue Einnahmequelle: Die Bundesregierung hat jedem mindestens einen kostenlosen Corona-Schnelltest pro Woche versprochen. Recherchen von NDR, WDR und SZ zeigen nun, wie leicht es ist, falsche Zahlen zu melden - und keiner das kontrolliert. Denn die Testverordnung von Gesundheitsminister Jens Spahn ermöglicht es, dass die Betreiber der Teststellen ohne jede Belege mit den Kassenärztlichen Vereinigungen abrechnen können.
Seit Dezember 2020 konnten ältere Menschen und Risikopatienten kostenlose FFP2-Masken in Apotheken erhalten. Im Einzelhandel waren die Masken für einen Euro erhältlich, doch der Bund erstattete den Apothekern sechs Euro pro Maske. Die Fachabteilungen im Gesundheitsministerium waren nach Recherchen von WDR, NDR und SZ zunächst gegen die kostenlose Abgabe: Doch Gesundheitsminister Jens Spahn setzte sich durch - und verschaffte Apothekern damit gigantische Gewinne.
Keine Frage wird so aggressiv diskutiert wie das Öffnen und Schließen von Schulen in der Pandemie. NDR, WDR und SZ haben die wissenschaftlichen Studien zum Thema gesichtet und mit Experten weltweit gesprochen. Ein Faktencheck.
Im Archiv der Berliner anthropologischen Gesellschaft habe ich dieses handgeschriebene Verzeichnis der Schädel aus der Rudolf-Virchow-Sammlung entdeckt. Auf Seite 22 gibt es den ersten Hinweis auf vier Schädel aus Kanada.
Im Jahr 1884 besuchte der berühmteste Arzt Kanadas, William Osler, sein Vorbild Rudolf Virchow in Berlin. Als Gastgeschenk brachte er ihm vier Schädel von Ureinwohnern mit. NDR, WDR und SZ haben gemeinsam mit dem "Toronto Star" aus Kanada diese Schädel gesucht und schliesslich gefunden. Nun fordern Vertreter der Indigenen die Rückgabe.
In einer Umfrage geben 242 Epidemiologinnen und Epidemiologen Einblicke in ihren persönlichen Alltag während der Corona-Pandemie. Sie erklären, wie sie Weihnachten feiern, wann sie wieder Bahn fahren, ins Restaurant gehen oder Sport machen. Und warum Händeschütteln auch früher schon keine gute Idee war.
Zwei Wochen nachdem die WHO die Pandemie ausgerufen hatte, erklärte sie noch, dass es selbst bei Atemwegsymptomen nicht nötig sei, eine Maske aufzusetzen. (Foto: Dev Asangbam on Unsplash)
Während Länder in Asien früh den Einsatz von Gesichtsmasken empfahlen, um eine Ansteckung mit dem neuen Coronavirus zu verhindern, rieten im Westen die WHO und das Robert-Koch-Institut lange von Masken ab. Auch die Cochrane-Collaboration und der Virologe Christian Drosten zweifelten lange am Nutzen von Masken für die Bevölkerung. Eine fatale Haltung – die zu unnötigen Todesfällen geführt hat, wie Mediziner jetzt kritisieren.
"Panorama" (ARD) am 13. Februar 2020: Winfried Leßmann verteidigt im Interview, dass er die lukrativen Kontrastmittel-Rezepte an seine Frau gab
Winfried Leßmann, Gründer und Eigentümer des Radiologie-Netzes Med 360° hat nach Recherchen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" jahrelang Kontrastmittel-Rezepte an die Firma seiner Ehefrau weiter geleitet, die damit Millionen verdienen konnte. Heute behandelt die Med 360° mit mehr als 60 angestellten Radiologen über 700.000 Patienten im Jahr. Die Krankenkassen haben nun Strafanzeige wegen Betrugs gegen Leßmann und seine Ehefrau erstattet.
Am 1. August 2019 berichtete PANORAMA über die bisher geheimen Geldspritzen für Radiologen
Jahrelang war es eines der bestgehüteten Geheimnisse der Branche: Der Preis, zu dem Röntgenärzte Kontrastmittel einkaufen. Jetzt wird bekannt: Sie können mit einem Liter MRT-Kontrastmittel 3000 Euro nebenher verdienen. Das Problem: In jenen Bundesländern, in denen Ärzte finanzielle Vorteile von der Abgabe der Mittel haben, ist der Verbrauch deutlich höher - zum Schaden von Patienten. Die Krankenkassen stellen sich ahnungslos und sagen, sie kennen weder Preise noch Gewinnmöglichkeiten.
Röntgenärzte kaufen Kontrastmittel zu einem Bruchteil des offiziellen Listenpreises ein und können sie fünfmal so teuer bei den Krankenkassen abrechnen. Das zeigen Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“. Radiologen in Bayern, Bremen, Hamburg, Niedersachsen und NRW können auf diese Weise mehr als 100.000 Euro zusätzlich im Jahr verdienen.
Lange Zeit wurden Brustimplantate aus Silikon für harmlos gehalten. Doch immer mehr Frauen klagen über unerwünschte Nebenwirkungen und die Hersteller haben jahrelang Verdachtsfälle gegenüber den Behörden verschwiegen. Marita P. hat sich 2009 für ein Brustimplantat entschieden – und leidet seitdem unter Schmerzen.
Screenshot: Mit Hilfe einer angeblichen Patientin namens "Florence" machte der Lobby-Verband Eucomed Stimmung gegen mehr Regulierung
Die EU-Kommission wollte, dass Medizinprodukte sicherer und effizienter werden. Doch von dem Vorhaben ist nicht viel übrig geblieben. Neue Gesetze töten Menschen - mit solche Behauptungen sollten Politiker an der kurzen Leine gehalten und die Öffentlichkeit in Angst versetzt werden. Am Ende haben die Lobbyisten erfolgreich strengeren Patientenschutz verhindert. Sie konnten dabei auf die Unterstützung von CDU-Fraktionschef Volker Kauder zählen.
Eberhard Grube hat am Klinikum Siegburg Studien durchgeführt, bei denen Stents des Herstellers Biosensors getestet wurden. Gleichzeitig hat Grube vorbörslich Aktien von Biosensors im Wert von knapp einer Million Dollar bekommen, wie aus den ParadisePapers hervorgeht. In seinen wissenschaftlichen Aufsätzen hat er diesen Interessenkonflikt verschwiegen.
Bellartz (li.) und sein Anwalt Carsten Wegner
Die Staatsanwaltschaft Berlin wirft dem ehemaligen Kommunikations-Chef der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Thomas Bellartz vor, einen IT-Techniker im Gesundheitsministerium bezahlt zu haben, ihm geheime Ministeriumsunterlagen zu kopieren.